Es ist schon eine Weile auf den Straßen zu sehen und auch in den Fahrradgeschäften ausverkauft: 2020 war das Jahr des E-Bikes. Nun zu den offiziellen Zahlen und Prognosen: Was wird die Zukunft des Fahrradmarktes sein?
Heute haben zwei große Fahrradorganisationen ihre Daten gemeinsam vorgestellt. Fahrräder und E-Bikes sind so beliebt wie nie zuvor, so der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) und der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) für das Jahr 2020. Daran wird sich in naher Zukunft wohl nichts ändern.
Dank der E-Bikes wächst der Fahrradmarkt
Trotz eines schwierigen Schließungsjahres hatten einige Fahrradgeschäfte laut VDZ bereits zwei Wochen nach Wiedereröffnung die Umsatzverluste wieder aufgeholt. Die Pandemie Covid 19 wirkte sich auf die Zweiradbranche aus und führte zu einer Unterbrechung der Versorgungswege, erschwerte Umstrukturierungen und erhöhte Hygienemaßnahmen.
Auf der anderen Seite sorgte die Pandemie für eine erhöhte Nachfrage. Die geringere Nachfrage nach öffentlichen Verkehrsmitteln, die gestiegenen Freizeitaktivitäten vor Ort und nicht zuletzt das oft höhere Budget durch den Wegfall der Urlaubskosten haben nach Einschätzung des VDZ den Fahrradabsatz deutlich angekurbelt.
In Zahlen ausgedrückt heißt das: 5,04 Millionen verkaufte Fahrräder im Jahr 2020, so der ZIV. Das ist für sich genommen ein Plus von 16,9 Prozent. Der daraus resultierende Umsatz wuchs jedoch deutlich schneller. Allein der Verkauf von E-Bikes und Fahrrädern brachte 6,44 Milliarden Euro ein, satte 60,8 Prozent mehr als 2019.
Die Beliebtheit von E-Bikes erklärt die große Lücke zwischen der Veränderung der Stückzahlen und dem Umsatz. E-Bikes werden im Jahr 2020 38,7 Prozent des Fahrradabsatzes ausmachen. In absoluten Zahlen sind das fast zwei Millionen verkaufte E-Bikes in einem einzigen Jahr.
Die beliebtesten Fahrradtypen 2020
Die Konzerne haben jedoch mehr als nur Verkaufszahlen veröffentlicht. Der ZIV gibt auch Auskunft über die Beliebtheit der verschiedenen Bereiche. An der Spitze stehen die E-Trekking-Fahrräder. Sie werden im Jahr 2020 35,5 Prozent des gesamten E-Bike-Absatzes ausmachen.
Klarer Gewinner bleibt jedoch das E-Mountainbike, das mit einem Anteil von 30 Prozent gerade noch für den zweiten Platz reicht, aber den größten Zuwachs verzeichnet. An dritter Stelle stehen mit 28 Prozent des Gesamtabsatzes die E-City-Bikes und Urban-E-Bikes.
Lediglich das E-Rennrad scheint sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium zu befinden. Zwar gibt es bereits einige vielversprechende Modelle, doch liegt ihr Umsatzanteil im Jahr 2020 nur bei 0,5 Prozent. Gleiches gilt für das S-Pedelec mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h, wobei die Ursachen eher in Zulassungshürden wie Kennzeichen-, Versicherungs- und Helmpflicht zu suchen sind.
Trotz ihres Nischeneinsatzes haben E-Pedelecs immer noch einen Marktanteil von vier Prozent; E-Falträder wurden in der Liste leider nicht berücksichtigt.
Wird 2021 auch ein E-Bike-Jahr?
Nach Schätzungen des ZIV sind inzwischen rund 7,1 Millionen E-Bikes auf deutschen Straßen unterwegs, das sind knapp 10 Prozent aller Fahrräder. Der durchschnittliche Neupreis eines E-Bikes liegt bei rund 2.975 Euro, gegenüber 630 Euro für ein herkömmliches Fahrrad.
Die Verbände sind sich sicher, dass sich an der hohen Nachfrage vorerst nichts ändern wird. Ernst Brust, Geschäftsführer des ZIV, schätzt die Situation wie folgt ein: “Fahrräder und E-Bikes sind beides unverzichtbare Verkehrsmittel für heute und morgen, die infektionssichere, energetische und umweltschonende Mobilität bieten. Ich bin mir sicher, dass diese Eigenschaften langfristig zu einer stärkeren Nutzung des Fahrrads führen werden.”
Es gibt jedoch einen Wermutstropfen: Trotz der Beliebtheit von E-Bikes und Fahrrädern hat der Service Schwierigkeiten, Schritt zu halten. Im vergangenen Jahr mussten die Kunden aufgrund einer großen Anzahl von Reparaturen ungewöhnlich lange Wartezeiten in der Werkstatt in Kauf nehmen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, das Jahr 2021 noch besser für den Radsport zu machen.